Abrahamiten
Die Abrahamiten sind eine aus der reformatorischen Täuferbewegung Antikas hervorgegangene nichttrinitarische Religionsgemeinschaft in Astor. Die Abrahamiten praktizieren ausschließlich die Gläubigentaufe und lehnen entsprechend der Bergpredigt Gewalt und das Schwören von Eiden ab. Die Bibel gilt als die einzige religiöse Autorität.
Die Gemeindeglieder führen ein stark im Agrarbereich verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie viele Seiten des technischen Fortschritts ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren. Konservative Abrahamiten (Old Order Abrahamites) legen großen Wert auf eine heterosexuelle Familie mit klar vorgegebenen Geschlechtsrollen. Im Gegensatz zur dominanten Hauptströmung erlauben die progressiveren New Order Abrahamites den Gebrauch von Autos, Traktoren oder Telefonen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Name der Glaubensgemeinschaft leitet sich von Jakob Abraham ab, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts Ältester (Leiter) einer Täufergemeinde in Freistein war und für eine konsequente Rückkehr zu den Lehren und Gemeinderegeln der Bibel eintrat. Wie alle Täufer verwarf Abraham die Kindertaufe, den Militärdienst, die Todesstrafe, das Engagement in staatlichen Ämtern und jeden Eid. Seinem Verständnis nach sollte sich die wahre christliche Gemeinde als eine Gemeinschaft der "Frommen und Heiligen" von der Welt, ihren Sünden und Verführungen, ihren wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen, streng absondern. Mitglied dieser Gemeinde sollten nur religionsmündige Personen werden können.
Die Abrahamiten wahrten eine strenge Disziplin innerhalb ihrer Gemeinschaft und sahen sich aufgrund dessen zunehmend Verfolgungen, Vertreibungen und Enteignungen ausgesetzt. Die Mehrheit der überwiegend als Handwerker und Landwirte tätigen Abraham-Anhänger wanderte deshalb im 18. und 19. Jahrhundert nach Astor aus, wo sie nicht verfolgt wurden und an ihren besonderen Lehren und Gebräuchen festhalten konnten.
Heute leben rund 250.000 Abrahamiten im Norden und Nordwesten der Vereinigten Staaten; rund ein Viertel von ihnen in Gadding County im Norden Assentiens. Die meisten Abrahamiten sprechen untereinander Astorian Dutch, eine von freisteinischen und imperianischen Dialekten abstammende Variante der Imperianischen Sprache.
Lehre
Die Abrahamiten leiten ihren Glauben nur von ihrem Verständnis der Bibel ab. Sie verstehen das Neue Testament als wörtliche Aufforderung und versuchen nicht, dieses zu interpretieren. Da es keine kirchliche Autorität gibt, die die Einhaltung der Lehre überwacht oder Lehrsätze modifiziert, gibt es niemanden, der Meinungsverschiedenheiten oder Interpretationsunterschiede schlichten könnte. Demnach ist die einzig echte Autorität die Bibel als das Wort Gottes selbst.
Die Abrahamiten lehnen die Lehre der Dreifaltigkeit ab, da sie die Gottheit Jesus Christi im Sinne der Wesensgleichheit mit Gott dem Vater nicht mit der Bibel belegt sehen. Stattdessen sehen sie die Unterordnung des Messias unter den Willen Gottes als biblisch bezeugt an. So sagt Jesus selbst demütig: "Der Vater ist größer als Ich" (Joh. 14:28). Die Abrahamiten lehnen zudem die Ansicht ab, dass die Hölle ein Ort der nie endenden Qual sei. Der endgültige Zustand der Gottlosen sei ihre vollständige Vernichtung ("Die Seele, die sündigt, sie allein soll sterben." - Hes. 18:4) nach dem Tod. Die Erlösung der Gläubigen geschehe durch die Gnade Gottes; Voraussetzung hierfür seien die Buße, das Befolgen der in den Zehn Geboten und den Evangelien festgehaltenen Regeln und das Tun guter Werke.
Religiöses Leben
Grundlage des religiösen Lebens sind die Glaubenstaufe, der Bann gegen Andersgläubige sowie das Abendmahl als Ausdruck christlicher Gemeinschaft und Absonderung von der Welt. Die Abrahamiten erstreben die Aufrechterhaltung der von ihnen als urchristlich verstandenen Gemeinde der Heiligen. Deren einzige Grundlage stellt die neutestamentliche Gemeindeordnung der Apostel dar. Eine solche Gemeinschaft kann ihrer Auffassung nach jedoch nur in völliger Abgrenzung zu allen weltlichen Organisationsformen bestehen. Jede Gemeinde besteht aus einigen Familien, die eng vernetzt sind und aus deren Mitte in einer Mischung aus Wahl- und Losverfahren ein Bischof, zwei Prediger und ein Armendiener (Diakon) bestimmt wird.
Die Abgrenzungsbemühen beinhaltet auch das Streben nach einer wirtschaftlichen Autarkie. Diese soll den Bestand der Gemeinschaft zugleich vor Gängelung und Verfolgung schützen. Die Abrahamiten verfügen über eine internes, gemeindeübergreifendes Solidarsystem, das Not leidenden Gemeinden auch finanzielle Unterstützung bieten kann. Vor dem Hintergrund der Abgrenzung der Gemeinschaft ist auch die besondere Kleidertracht der Abrahamiten zu verstehen. Die Kleidung soll weder durch Schnitt noch Farbe die Aufmerksamkeit auf den Träger ziehen. In ihrer Schlichtheit und Schmucklosigkeit ist sie Ausdruck der besonderen Frömmigkeit und Weltabgewandheit der urchristlichen Gemeinschaft.
Entgegen vieler Klischees waren und sind die Abrahamiten keineswegs technikfeindlich. Entscheidend für die Übernahme einer technischen Innovation im Haushalt, in der Werkstatt oder in der Landwirtschaft ist die Frage, in wieweit diese Neuerung den inneren Zusammenhalt der Familien und der Gemeinde gefährden kann oder inwieweit sie den Grundsatz der Absonderung von der Welt verletzt. So besitzen ihre Farmen oder Handwerksbetriebe zwar keinen Anschluss an das Stromnetz, dennoch verwenden die von ihnen gebrauchten Arbeitsmaschinen oder Lampen Gas oder mittels Dieselgeneratoren erzeugte Elektrizität – bei einigen Abrahamiten wird diese inzwischen sogar mit Hilfe von Solarzellen produziert. Der Besitz von Autos ist bei den Old Order Abrahamites verboten. Stattdessen werden von ihnen im Alltag vor allem Kutschen verschiedenster Bauart verwendet.
Unterschiedliche Auffassungen über die Fragen der Elektrifizierung und Mechanisierung der Farmbetriebe sowie der Einrichtung von Telefonanschlüssen führten jedoch 1968 zur Bannung von Familien durch Alt-Gemeinden und der Gründung Neu-Abrahamitischer Gemeinden. Diese New Order Abrahamites verwenden verstärkt die astorische Sprache und zeigen zunehmend evangelikale Einflüsse wie z. B. die Missionsbestrebungen der Mainstream-Kirchen. Bei den Old Order Abrahamites dagegen ist das Missionieren strengstens untersagt.
Die wichtigste Zeremonie der Abrahamiten ist der zweiwöchentlich stattfindende sonntägliche Gottesdienst, die so genannte Gemeinde. Der Gottesdienst findet immer im Wechsel in einem Privathaus statt; es gibt keine Kirchen oder Gemeinschaftsräume als religiöse Zentren. Am Sonntag versammeln sich alle getauften Gemeindemitglieder, nur schwerwiegende Gründe wie Krankheit etc. halten Gemeindemitglieder vom Gottesdienst fern. Der Gottesdienst beginnt gegen 8.30 Uhr mit einem Lied aus dem Ausbund, dem ältesten täuferischen Gesangbuch, und endet zur Mittagszeit.
Die Abrahamiten fassen den menschlichen Körper als ein Haus Gottes auf (1 Kor 6,19–20); daher legen sie hohen Wert auf eine gesunde Lebensführung und meiden Alkohol, Tabak und andere Rauschmittel.
Sozialisation
Im Alter von sechs bis fünfzehn Jahren besuchen Kinder der Old Order Abrahamites zumeist keine öffentlichen Bildungseinrichtungen, sondern gesonderte private Schulen, in denen sie von jungen, unverheirateten Frauen unterrichtet werden. Diese so genannten One-Room-Schools verteilen sich über das Siedlungsgebiet und werden durch Schulgelder der Eltern finanziert. In diesen Schulen werden Lesen, Schreiben, Rechnen sowie Geographie, Geschichte und Gesundheit, nicht jedoch Biologie und Evolutionstheorie gelehrt. Nach ihrer Schulzeit arbeiteten die Jugendlichen meistens auf der Farm ihrer Familie, bis sie heirateten.
Die Zeit zwischen Schulende und dem frei zu wählenden Beitritt als Erwachsener in die Gemeinde (durch Gläubigentaufe) ist als die Zeit des Rumspringa bekannt. Währenddessen tolerieren Eltern viele Freiheiten, die nach dem Beitritt nicht mehr geduldet würden. Der Anteil der Erwachsenen, der sich gegen die Taufe und für eine Abwendung von der Gemeinschaft entschließen, beträgt weniger als 20 Prozent.
Vor der Taufe müssen die Jugendlichen ihre Sünden bekennen und lernen sie zu bereuen und sie müssen wissen, daß Jesus für ihre Sünde gestorben ist. Sie müssen die Grundregeln und Satzungen der Kirche Abrahams lernen, bevor schließlich die Zeremonie stattfinden kann, bei der der Bischof der Gemeinde dreimal Wasser über den Kopf des Täuflings gießt. Mit einem abgelegten Taufversprechen, ist der Getaufte nun ein vollwertiges Mitglied der religiösen Gemeinschaft der Abrahamiten.
Abrahamiten dürfen nur Partner aus ihrer Gesellschaft ehelichen, damit die Jugend davor bewahrt wird Nicht-Abrahamiten kennenzulernen und Ehen anzustreben. Das zukünftige Brautpaar wird schließlich von den Eltern mit einer Mitgift aus Handarbeiten und Hausrat ausgestattet. Sexuelle Kontakte vor der Ehe sind nicht erlaubt.
Die Abrahamiten sind auf dem Gebiet der Landwirtschaft besonders qualifiziert. Für die Regionen, in denen sie leben, wurden ihre Landwirtschaftsbetriebe zum wichtigen Versorger. So stammt zum Beispiel ein fünftel von Astors Milch aus abrahamitischer Erzeugung und angebaute Güter werden auf landesweiten Märkten verkauft. Von der Neuzeit als "Öko-Produkte" und als besonders interessant angesehen, wird ihre Herkunft effektiv vermarktet und gewinnt allein durch den Aufdruck "aus abrahamitischer Erzeugung" an Qualität und Beliebtheit bei den Konsumenten.
In der abrahamitischen Gesellschaft gibt es jedoch auch noch andere Berufe, die entweder unbedingt nötig sind, um nicht von der Außenwelt abhängig zu sein, oder die der Aufbesserung des Verdienstes dienen. Schon immer gab es Arbeiter in Getreide- und Sägemühlen und Steinbrüchen, sowie Gerber, Brauer und Hufschmiede. Auf den eigenen Höfen werden Backwaren, Honig, Fleisch, Käse, Besen, handgezimmerte Möbel, Teppiche, Hüte, Schuhe und Dienste wie Schuhreparaturen, Messerschleifen oder Buchbinden angeboten.
Aufgrund ihrer relativ gesunden Ernährung sind die Abrahamiten weniger anfällig für übliche Krankheiten. Kranke werden von der Familie zu Hause so gut wie möglich versorgt und es wird nur im Notfall auf moderne medizinische Mittel zurückgegriffen; auch Krankenhausaufenthalte sind rar. Die Abrahamiten schließen keine Versicherungen ab, daher muss eine eventuelle Behandlung durch ein öffentliches Krankenhaus oder einen praktizierenden Arzt von der ganzen Gemeinde finanziert werden.
Sprache
Die meisten Abrahamiten sind zweisprachig. Untereinander sprechen sie in der Mehrzahl einen imperianischen Dialekt, das sogenannte Astorian Dutch. Die albernische Sprache gebrauchten sie vormals lediglich, um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Aufgrund zunehmender beruflicher Anbindung an die Außengesellschaft verstärkt sich jedoch der Gebrauch des Albernischen, was in vielen Alt-Abrahamitischen Gemeinden sehr kritisch gesehen wird.
Das Astorian Dutch hat viele astorische Lehnwörter aufgenommen (z. B. "ich hab gefarmt" für "to farm"); das astorische Albernisch hat jedoch nur in wenigen Gemeinden Einfluss auf Aussprache und Grammatik.
Das Vaterunser auf Astorian Dutch:
- Unsah Faddah im Himmel,
- dei Nohma loss heilich sei,
- Dei Reich loss kumma.
- Dei Villa loss gedu sei,
- uf di Eaht vi im Himmel.
- Unsah tayklich Broht gebb uns heit,
- Un fagebb unsah Shulda,
- vi miah dee fagevva vo uns shuldich sinn.
- Un fiah uns naett in di Fasuchung,
- avvah hald uns fu'm Eevila.
- Fa dei is es Reich, di Graft
- un di Hallichkeit in Ayvichkeit.
- Amen.
Die Abrahamiten geben eigene Wochenzeitungen auf Astorian Dutch heraus und beziehen auch lokale astorische Newspapers.